Vom Cembalo zum Hammerklavier – Die Kirkman Dynastie
Die Firma Kirckman (Kirkman) war eine der berühmtesten Instrumentenbaufirmen im späten 18. Jahrhundert. Über einen Zeitraum von circa 150 Jahren wurden Instrumente von höchster Qualität produziert.
Den Grundstein der Firma legte Jacob Kirchmann (später anglisiert in Kirckman/Kirkman), der am 4. März 1710 in Bischweiler im Elsass geboren wurde. Ursprünglich stammte die Familie aus dem Aargau in der Schweiz. Jacob Kirchmann erlernte den Beruf des Schreiners und ging in den frühen 1730er Jahren nach England. Dort lernte und arbeitete er für den berühmten Cembalobauer Hermann Tabel, dessen Witwe er 1738 heiratete. Das bisher älteste erhaltene Cembalo von ihm stammt aus dem Jahr 1744.
1755 erlangte er die britische Staatsbürgerschaft. Er starb am 9. Juni 1792 in Greenwich und wurde in der St.-Alfege-Kirche beerdigt.
Die größte Produktion an Cembali in England im 18. Jahrhundert stellten Kirkman und Burkhardt Tschudi.
Die Firma Kirkman produzierte drei unterschiedliche Typen von Cembali. Die jeweiligen Dispositionen waren:
Cembalo 1 Manual – 8’ – 8’
Cembalo 1 Manual – 8’ – 8’ – 4’
Cembalo 2 Manuale – 8’ – 8’ – 4’ und Lautenzug
Diese Instrumente waren in Anlehnung der Instrumente von J. Ruckers konstruiert, jedoch nicht bemalt sondern mit aufwändigen Intarsienarbeiten verziert.
Alle Instrumente waren ausnahmslos von außerordentlicher Qualität und Handwerkskunst gefertigt. Die Schriftstellerin Frances „Fanny“ Burney (1752 – 1840), Tochter des bekannten Musikhistorikers und Komponisten Charles Burney (1726 – 1814), beschrieb Jacob Kirkman als den besten Cembalobauer aller Zeiten. So erweiterte beispielsweise John Joseph Merlin 1779 ein Cembalo von Jacob Kirckman mit einer oberschlägigen Hammermechanik (heute im Museum of Fine Arts in Boston USA).
Ferner gehörte zu der Familie Kirckman Abraham Kirckman, der am 2. Juni 1737 ebenfalls in Bischweiler geboren wurde. Er war der Neffe von Jacob Kirckman. Er folgte seinem Onkel nach London und wurde 1772 sein Geschäftspartner. Er starb im April 1794 in Hammersmith.
Joseph Kirkman I. (1763 – 1830) war der Sohn von Abraham Kirckman und folgte seinem Vater in den elterlichen Betrieb, wurde 1789 Teilhaber und übernahm nach dem Tod des Vaters die Firma. (vgl.: M. Clinkscale: „Makers of the Piano 1700 – 1820“)
Durch das immer unmoderner werdende Cembalo und die sinkende Nachfrage für diese Instrumente, spezialisierte sich die Firma auf den Bau von Klavieren. Das letzte Cembalo der Firma wurde 1809 gefertigt.
Ein frühes Beispiel der herausragenden Tafelklaviere lässt sich an dem Tafelklavier von Jacobus et Abraham Kirckman aus dem Jahr 1783 sehen.
Ferner gehörte zur Dynastie der Kirkmans Joseph Kirkman II., er lebte von 1790 bis 1877 und war der Sohn von Joseph Kirkman I.
In der Zeit um 1806 änderte sich auch die Schreibweise Kirckman – das „c“ wurde weggelassen und Instrumente ab dann mit der neuen Schreibweise Kirkman signiert.
Joseph Kirkman II. arbeitete in der Firma des Vaters ab ca. 1820 und übernahm diese nach dem Tod des Vaters. In den 1820er Jahren hatte die Firma ihren Sitz am Soho Square No. 3 und in der Frith Street No. 67 (vgl.: M. Clinkscale: „Makers of the Piano 1700 – 1820“).
Unter der Leitung von Joseph Kirkman II. produzierte die Firma unter anderem Instrumente für Queen Victoria und die portugiesische Maria das Neves von Braganza.
Joseph Kirkman II. übertrug die Firma seinem Sohn Joseph Kirkman III. (1822 – 1896). Nach seinem Tod verkaufte 1896 seine Tochter den Betrieb an die Firma Collard & Collard.
Quellen:
- Donald Howard Boalch: Makers of the Harpsichord and Clavichord, 1440–1840 (London, 1956)
- Raymond Russell: The Harpsichord and Clavichord (London, 1959)
- Frank Hubbard: Three Centuries of Harpsichord Making (Cambridge, Massachusetts, 1965)
- Charles Mould: The Development of the English Harpsichord, with Particular Reference to the Work of Kirkman (Dissertation, Oxford University, 1976)
- Rosamond E. M. Harding: The Pianoforte ― its history traced to the Great Industrial Exhibition of 1851 (Gresham Books 1978)
© Eric Feller – Early Keyboard Collection – Dezember 2017