William de Blaise 1961
Informationen
Datum: | 1961 |
Herkunft: | London |
Seriennummer: | 578 |
Im Zuge der Entwicklung der modernen Cembalobauweise sind die Cembali vom William de Blaise aus London besonders interessant. Neben den großen deutschen Manufakturen wie Neupert, Ammer oder Sperrhake zeigt dieses Instrument die Bauweise der Rastenkonstruktion in England nach dem zweiten Weltkrieg.
Der Korpus, in eckiger Flügelform, ist aus Nussbaum mit Schellack überzogen und steht auf drei konischen runden Beinen. Das Instrument ist in typischer Rastenbauweise gefertigt und verfügt über drei Springereihen. Die Springer sind aus Holz und mit Leder bekielt. Weiterhin verfügt es über eine Lyra mit vier Pedalen (Schaltung der Register, Laute) und einen Handregisterzug für einen weiteren Lautenzug. Auf dem Vorsatzbrett befindet sich in einem eckigen Schild die Signatur:
„William de Blaise
London“
Die Seriennummer lautet 578 und ist rechts auf dem Stimmstock eingeschlagen. Neben der Seriennummer gibt es eine gebohrte Halterung für den originalen Stimmschlüssel. Die Tastatur hat einen Umfang von 5 Oktaven (GG – g3) und ist aus Kunststoff gefertigt. Die Dispositionen (8’, 8’-Laute, 4’, 16’, 16’-Laute) orientieren sich an den in der damaligen Zeit favorisierten Bach-Dispositionen. Diese Dispositionen gehen auf ein Cembalo im Musikinstrumentenmuseum Berlin zurück. Das Cembalo in der Berliner Sammlung, welches mit großer Wahrscheinlichkeit von Johann Heinrich Harrass (1665 – 1714) gebaut wurde, diente vielfach als Vorlage mit seinen Dispositionen für die Neubauten der neuen Cembalobewegung. (vgl. H. Henkel: „Der Cembalobau der Bach-Zeit im sächsisch-thüringischen und im Berliner Raum“, in: „Bericht über die Wissenschaftliche Konferenz zum II. Internationalen Bach-Fest der DDR“, Leipzig 1977, S. 361–374.)
Das Instrument von Harrass soll angeblich aus dem Besitz Wilhelm Friedemann Bachs, der es von seinem Vater Johann Sebastian Bach geerbt haben soll, stammen. Einen Nachweis darüber gibt es allerdings nicht. Es ist anzunehmen, dass der Nimbus des Namens und die angebliche Provenienz Johann Sebastian Bachs hier maßgeblich dazu beigetragen haben, dass eben jenes Instrument in Berlin von seinen Dispositionen her als Vorlage diente.
Das gesamte Instrument von de Blaise zeigt eine sehr präzise Verarbeitung. Besonders die Korpusarbeiten sind hervorragend ausgeführt. William de Blaise lies die Gehäuse durch die Firma Welmar Piano Company anfertigen und konzentrierte sich verstärkt auf die Besaitung und Mechanik. Durch die Kooperation mit Welmar war es ihm möglich, um die 60 Instrumente pro Jahr fertigen zu können.
Klanglich ist das Instrument sehr obertonreich und silbriger als beispielsweise das Instrument von Martin Sassmann in der Eric Feller Collection (siehe dazu: Cembalo Martin Sassmann ca. 1960 – klick hier), jedoch ist es nicht mit historischen Originalinstrumenten zu vergleichen.
William de Blaise wurde 1907 in Lettland geboren und war Flötist im Philharmonischen Orchester Israel bis er 1952 nach England übersiedelte. Dort baute er Cembali, die in der Tradition der Rastenbauweise der deutschen Instrumentenbauer standen. Er baute neben den üblichen Instrumenten der damaligen Zeit auch kleine Cembali mit ganz geringen Abmessungen unter dem Namen Cembalo Traverso. Ebenso fertigte er als einziger dreimanualige Cembali mit den Dispositionen von Hieronymus Albrecht Hass (1689 – 1752).
Länge: | 205 cm |
Breite: | 98 cm |
Höhe: | 23 cm |
Umfang: | 5 Oktaven (GG – g3) |
Mechanik: | Holzspringer mit Lederkielen - (8’, 8’-Laute, 4’, 16’, 16’-Laute) |
Pedale: | 4 Pedale, 1 Handregisterzug |
Signatur: |
„William de Blaise London“ |