Virginal Alec Hodsdon 1961
Informationen
Datum: | 1961 |
Herkunft: | Lavenham Suffolk - England |
Seriennummer: |
Das Virginal ist ein Tasteninstrument, das im 16. und 17. Jahrhundert in Europa weit verbreitet war. Es gehört zur Familie der Kielinstrumente und ist mit dem Spinett und dem Cembalo eng verwandt. Das Virginal hat einen klaren, perkussiven Klang und war vor allem in der Renaissance- und Barockmusik beliebt. Der Ursprung des Virginals ist nicht genau bekannt, aber es wird angenommen, dass es im frühen 16. Jahrhundert in Italien entstand. Der Name „Virginal“ kommt vom lateinischen Wort „virgo„, was „jungfräulich“ bedeutet. Dies bezieht sich auf den ursprünglichen Verwendungszweck des Instruments als Begleitung von Kirchenliedern, die angeblich von Jungfrauen gesungen wurden. Das Virginal wurde im Laufe des 16. Jahrhunderts immer beliebter und verbreitete sich in ganz Europa. Im 17. Jahrhundert wurde es von anderen Tasteninstrumenten, besonders vom Cembalo, verdrängt, blieb aber bis zum Ende des Jahrhunderts ein beliebtes Instrument. Das Virginal war ein wichtiger Bestandteil der Renaissance- und Barockmusik und wurde von vielen bekannten Komponisten wie William Byrd (1543 – 1623), John Bull (1562 – 1628) und Orlando Gibbons (1583 – 1625) verwendet. Ebenso wurde das Instrument auch als Begleitung von Gesang und in Kombination mit anderen Instrumenten eingesetzt. Neben dem musikalischen Aspekt war das Virginal auch oft ein Statussymbol wohlhabender Familien, da die Instrumente oft aufwändig verziert wurden.
Das hier vorgestellte Virginal stammt von Alec Hodsdon und wurde 1961 in Lavenham/England gebaut. Der Korpus ist aus Nussbaum und umlaufenden mit Bandintrasien verziert (ebenfalls die Deckelinnenseite). Das Virginal steht auf einem trestle-stand. Das Vorsatzbrett trägt in einer intarsierten Kartusche die Signatur:
„Alec Hodsdon Lavenham Suffolk fecit anno 1961”
Der Resonanzboden ist aus Fichtenholz und hat zwei Stege. Das Instrument verfügt über eine Springerreihe mit Holzspringer und einer Delrinbekielung. Die Tastatur ist hervorspringend und die Tastenbeläge sind aus Ebenholz und Bergahorn gefertigt. Im Resonanzboden befindet sich eine kunstvoll verzierte Rosette.
Der Klang ist sehr obertonreich und es hat eine Vielfalt an Klangfarben. Diese Klangfarben entstehen aufgrund der Bauweise, da das Instrument über zwei klingende Stege, die auf dem Resonanzboden aufliegen, verfügt.
Über Alec Hodsdon ist leider bisher nur wenig bekannt. Er wurde im Jahr 1900 in Sidcup, Kent geboren und studierte Chemie. Im Jahr 1916 machte er in Brighton die Bekanntschaft mit Margaret Fletcher, der Nichte von Major George Henry Benton Fletcher (1866 – 1944), der für seine Sammlung historischer Instrumente bekannt wurde (diese wird im Fenton House vom National Trust in Hampstead ausgestellt und kann dort besichtigt werden). Margaret und Alec heirateten und bezogen ein altes Fachwerkhaus in Lavenham in Suffolk. Aufgrund der guten finanziellen Situation durch die Heirat mit Margaret Fletcher, die aus wohlhabendem Hause kam, beendete Alec Hodsdon seine Arbeit als Chemiker. Zu seinen beliebtesten Hobbies gehörten dampfgetriebene Autos und Modelleisenbahnen. Durch eigenes Interesse (aber besonders durch den musikalischen Hintergrund seiner Frau) begann er historische Tasteninstrumente zu bauen und eröffnete eine Werkstatt.
In seiner Anfangszeit war Hodsdon sehr experimentell ausgerichtet und produzierte eine breite Palette von Instrumenten aller Art, darunter eine Reihe hochkomplexer Cembali und weiterer historischer Instrumente. Teilweise verfügten seine Cembali über Metallkonstruktionen, um eine bessere Stimmhaltung garantieren zu können. Er folgte dabei jedoch nicht dem kontinentalen Trend und baute vermehrt Instrumente mit 16‘-Register (in Anlehnung an das sogenannte „Bach-Cembalo“, welches meist als Vorlage bei Neubauten zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt), wie es beispielsweise sein Kollege Arnold Dolmetsch (1858 – 1940) tat. Durch den Bezug seiner Frau und dem Zugang zu historischen Originalinstrumenten in der Fletcher Collection, orientierte sich Hodsdon später an Originalinstrumenten. In seiner Werkstatt arbeitete er zusammen mit Fred Sykes und weiteren Beschäftigten. Fred Sykes kam aus dem nahegelegenen Sudbury und war als Möbelbauer tätig, nachdem seine frühere Firma Konkurs angemeldet hatte und er seinen Job als Harmoniumbauer aufgeben musste. Neben dem Neubau von Instrumenten wurden in der Werkstatt von Hodsdon auch historische Instrumente restauriert.
Oft stellten sich bei seinen Clavichorden und Cembali strukturelle Mängel heraus. Seine Virginale hingegen zeichneten sich durch eine solide Arbeit und einen besonders schönen Klang aus und avancierten schnell zu beliebten Instrumenten bei Musikern und zeitgenössischen Komponisten. Als einer der ersten Bauer von historischen Tasteninstrumenten in England ist Hodsdon von großer Bedeutung. Durch ihn wurde die Wiederbelebung des Baus historischer Tasteninstrumente und die historische Aufführungspraxis in Großbritannien nachhaltig beeinflusst.
Alec Hodsdon zog sich in den späten 1960er Jahren aus seinem Geschäft zurückzog während Fred Sykes noch weitere Instrumente unter dem Namen „Hodsdon“ produzierte. Dies stellte er dann auch bald ein und baute Instrumente unter seinem eigenen Namen.
Alec Hodsdon starb in Lavenham am 11. Dezember 1986.
Länge: | 148 cm |
Breite: | 51 cm |
Höhe: | 20 cm |
Umfang: | 4 ½ Oktaven (C - f3) |
Mechanik: | Springermechanik mit Delrin Bekielung |
Pedale: | --- |
Signatur: | „Alec Hodsdon Lavenham Suffolk fecit anno 1961” |