John Broadwood and Son 1799
Informationen
Datum: | 1799 |
Herkunft: | London |
Seriennummer: | 5200 |
Das Tafelklavier spielte im späten 18. Jahrhundert in England eine zentrale Rolle sowohl im musikalischen Leben der bürgerlichen und adligen Gesellschaft als auch in der Geschichte der Klavierentwicklung. Als eine Übergangsform zwischen den traditionellen Tasteninstrumenten des Barockzeitalters, wie dem Cembalo und dem Clavichord, und dem modernen Klavier, das wir heute kennen, war das Tafelklavier ein maßgeblicher Bestandteil der musikalischen Kultur und ein entscheidendes Werkzeug für die Entwicklung des Klaviers als Instrument.
Im späten 18. Jahrhundert war Musik ein wichtiger Bestandteil der Bildung und des kulturellen Lebens in England und auf dem Kontinent, insbesondere für die wohlhabende Bürgerschaft. Das Tafelklavier wurde zum bevorzugten Instrument der Mittelklasse und des gehobenen Bürgertums. Es war kleiner und erschwinglicher als der große Konzertflügel und das Cembalo und fand deshalb zunehmend seinen Platz in den bürgerlichen Haushalten. Die Klaviermusik wurde vor allem von Frauen erlernt, da es als unentbehrliche Fähigkeit für gesellschaftliche Bildung und kulturelle Teilhabe galt. Das Tafelklavier, als zugängliches und gleichzeitig respektiertes Instrument, passte hervorragend in das häusliche Musizieren und diente nicht nur der Musikausbildung, sondern auch als Instrument für private Konzerte, in denen Familien und Gäste zusammenkamen, um Musik zu genießen.
Ein Beispiel dafür stellt dieses Instrument dar, welche 1799 von der Traditionsfirma John Broadwood and Son gebaut wurde. Ein baugleiches Instrument aus dem gleichen Jahr befindet sich ebenfalls in der Eric Feller Collection (klicken Sie hier)
Der Korpus des Instrumentes ist aus Mahagoni mit umlaufenden Bandintarsien in unterschiedlichen Hölzern. Das Instrument selbst liegt auf einem „French-Stand“ mit vier Messingrollen auf, das unter dem Instrument ein eingearbeitet „music-shelf“ hat. An den Seiten sind jeweils runde Messingapplikationen zum Abdecken der Schrauben des Gestells.
Die Untertasten sind mit Elfenbein und die Obertasten mit Ebenholz belegt.
Das Vorsatzbrett ist in unterschiedlichen Hölzern gearbeitet und ist in einer Kartusche signiert mit:
„John Broadwood and Son.
Makers to his Majesty and the Princeses
Great Pulteney Street London Golden Square.“
Das Instrument verfügt über eine Dämpfungsaufhebung und ist zweichörig besaitet. Bei der Mechanik handelt es sich um die einfache Single Action mit belederten Hämmerchen und den für Broadwood typischen Unterdämpfern (die Unterdämpfer Mechanik wurde von John Broadwood im Jahr 1783 patentiert).
Interessant bei diesem Tafelklavier ist, dass man die Jahreszahl übermalt hat. Dies wurde teilweise gemacht, da es im frühen 19. Jahrhundert ein florierendes Verkaufswesen mit Gebrauchtinstrumenten gab und das Interesse an dem „neuen und modernen Klavier“ sehr hoch war. Gebrauchtinstrumente waren günstiger, als neue Instrumente und um den Verkauf zu fördern entfernte man teilweise die Herstellungsjahre auf den Instrumenten, um sie jünger erscheinen zu lassen und so einen besseren Preis erzielen zu können. Ein weiteres Beispiel dafür stellt das Tafelklavier von Ferdinand Weber aus Dublin dar, welches sich ebenfalls in der Eric Feller Collection befindet. Klicken Sie hier für weitere Informationen zu dem Instrument – Ferdinand Weber, Dublin ca. 1775.
John Broadwood wurde am 6. Oktober 1732 in Oldhamstocks in der Nähe von Cockburnspath in Schottland geboren. Er erlernte den Beruf des Möbeltischlers wie schon sein Vater zuvor.
Im Jahr 1761 begann er bei Burkat Shudi (1702 – 1773) in London zu arbeiten und wurde 1770 sein Geschäftspartner. 1771 eröffnete er sein eigenes Geschäft in der Great Pulteney Street in London. John Broadwood heiratete 1769 Burkat Shudis Tochter Barbara in erster Ehe und hatte mit ihr vier Kinder. Nach dem frühen Tode (1776) seiner Frau heiratete er in zweiter Ehe 1781 Mary Kitson und hatte mit ihr sechs Kinder. Er starb am 17. Juli 1812 in London.
Weitere erhaltene Instrumente von John Broadwood and Son:
- 1798 Tafelklavier (No. 4200) National Museum of American History, Washington USA
- 1791 Tafelklavier (No. 1552) Kenwood House, Hampstead UK
- 1795 Tafelklavier (No. 2844) Sammlung Richard Burnett Finchcocks, Goudhurst UK
Länge: | 164 cm |
Breite: | 61 cm |
Höhe: | 22 cm |
Umfang: | 5 ½ Oktaven (FF – c4) |
Mechanik: | Single Action nach Zumpe, Unterdämpfer |
Pedale: | keine |
Signatur: |
„John Broadwood and Son. Makers to his Majesty and the Princeses Great Pulteney Street London Golden Square.“ |