Johann Christoph Jeckel und Christian Jeckel 1789
Informationen
Datum: | 1789 |
Herkunft: | Worms |
Seriennummer: | --- |
Dieses frühe süddeutsche Instrument aus dem Jahr 1789 kommt aus der Werkstatt von Johann Christoph u. Christian Jeckel in Worms und ist absolut bauchgleich wie das Instrument aus dem Jahr 1790 im Metropolitan Museum in New York.
Der Korpus des Instrumentes ist in verschiedenen Fruchthölzern gehalten (dabei hauptsächlich Pflaume und Platane) und ist mit Intarsien sowie Rahmen und Füllungen verziert. Die Deckelkante, sowie der untere Teil des Instrumentes sind mit einer hölzernen Profilleiste verziert, die sich um das gesamte Instrument zieht, mit Ausnahme der Rückwand.
Die Untertasten sind mit schwarzem Ebenholz belegt und sind an den Enden verjüngt. Je drei kleine Ziereinkerbungen sind jeweils am Übergang zu den Obertasten. Die Fronten der Untertasten sind in zwei verschieden Hölzern gehalten und zeigen je eine Raute (je zwei Tasten zusammen). Die Obertasten sind mit Knochen belegt. Unterhalb der Tastatur befinden sich 4 Handregisterzüge, jeweils paarweise in einer Nische zusammen angeordnet. Sie bedienen folgende klangliche Veränderungen:
- Pantalon (keine Registerzüge geschaltet): Der Klang ist gleich einem Dulcimer (Pantalon) oder Tangentenklavier, da die Saiten mit dem Holz des Hammers angeschlagen werden und die Dämpfung aufgehoben ist.
- Harfe: Die geteilte Dämpfungsaufhebung hat sich auf die Saiten gesenkt. Der Effekt ist gleich dem Anzupfen einer Harfe.
- Fortepiano: Ein kleines Stückchen Stoff wird zwischen Hammer und Saite geschoben (Moderator). Der Klang ist gleich den frühen Hammerflügeln.
- Laute: Hier werden die Register für Fortepiano und Harfe gleichzeitig geschaltet und ein leiser angezupfter Ton entsteht.
Bei der Mechanik handelt es sich um eine primitive Prellmechanik ohne Auslösung. Die Hämmer sind nicht beledert. Das Instrument ist durchgängig zweichörig besaitet. Der Steg ist ab cis’ abwärts mit doppelten Stegstiften versehen. An der rechten Oberseite neben den Stimmwirbeln ist ein Papierstreifen mit den jeweiligen Tonnamen ausgeklebt. Unter dem Resonanzboden befindet sich ein geklebter Zettel, der die handschriftliche Signatur enthält:
„Dieses (r ?) Bandlong haben verfertigt
Johann Christoph Jeckel, und dessen
Sohn Christian Jeckel, beyde Bürger
Orgel und Instrumentenmacher
zu Worms den 19. August 1789.”
Der Begriff Bandlong in der Signierung geht mit großer Wahrscheinlich auf das Wort Pantalon oder Pantaleon zurück. Demnach ist Bandlong eine Variation oder Mundart des Wortes Pantalon / Pantaleon.
Johann Christoph Jeckel wurde 1731 in Gondetz im heutigen Polen geboren und arbeitete 1750 bis 1754 als Schreiner-Gehilfe in Posen. Ab 1763 ist er in Worms nachweisbar, wo er sich um das Bürgerrecht bewarb und wahrscheinlich schon zuvor für den Orgelmacher Johann Georg Linck (1724 – 1762) gearbeitet hatte. Nachdem Jeckel dessen Witwe geheiratet hatte, arbeitete er von 1763 bis 1767 bei einem bisher nicht identifizierten Orgelmacher in Frankfurt. Dieser dürfte Philipp Ernst Wegmann (1734 – 1778) gewesen sein, zu dem eine besondere Verbindung bestand: Der Orgelbauer Johann Christian Köhler (1714 – 1761) in Frankfurt, dessen eigener Sohn jung starb, bildete seinen Stiefsohn Philipp Ernst Wegmann zum Werkstattnachfolger aus, und in den Jahren ca. 1747 – 1758 war Johann Georg Linck sein wichtigster Mitarbeiter, der besondere, vertrauenswürdige Aufgaben übertragen bekam. Jeckel erhielt erst 1767 das Bürgerrecht in Worms. Sein Sohn (Johann) Christian Jeckel (1763 – 1820) arbeitete und signierte ab 1789 mit seinem Vater, der 1813 starb, gemeinsam.
Jeckel signierte seine Instrumente zweifach: Einmal im Innern unter dem Resonanzboden, sichtbar durch das Dammfenster, also vor dem Einleimen des Resonanzbodens, und im Zubehörkästchen, wohl bei der Fertigstellung. Zwischen beiden Daten liegen mit schöner Regelmäßigkeit ca. fünf Monate. Er bezeichnete auf den Signaturen seine beiden früheren Tafelklaviere zwischen 1779 und 1784 „Clavier“, seine beiden letzten nach 1789 als Bandlong, wobei es sich um eine Verballhornung des Wortes Pantalon handeln dürfte. Es existieren noch fünf Tafelklaviere dieser Instrumentenmacher. (vgl. M. Clinkscale: „Makers of the Piano 1700-1820“)
Jeckels erhaltene Instrumente zeigen große Ähnlichkeiten mit den Tafelklavieren von Boos und Mahr. Er fertigte Instrumente mit und ohne Dämpfung. Sie haben immer Handzüge, für Bass und Diskant getrennt, unterhalb der Klaviatur in identischer Art wie bei Mahr. Wenn er ein Instrument mit einer Dämpfung ausstattete, dann immer mit Unterdämpfung; diese Instrumente verfügen über einen separaten Klaviaturrahmen. Bei Instrumente ohne Dämpfung ist der Waagebalken auf dem Unterboden befestigt. Die Dämpfungshebel haben eigene kleinere Holzkapseln, werden aber sonst in der gleichen Art wie bei Mahr mit einer durch den Tastenhebel gehenden Gabel geführt, die auch bei Boos’ Darmstädter und Bamberger Instrument ursprünglich konzipiert war. Jeckels frühestes erhaltenes Tafelklavier von 1779/80 ist in ähnlicher, aufwendiger Art marketiert wie Boos’ Instrumente, danach reduziert sich die Dekoration auf eingelegte Felder mit Wurzelmaser im Klaviaturbereich. Die Tastenteilung und die Saitenlängen sind ähnlich wie bei Mahr, die Dekoration der Untertasten hingegen übernimmt Elemente, die bereits bei Boos vorkamen, so die mit Filetstreifen eingelegten Tastenbeläge und marketierten Stirnseiten.
Die Ähnlichkeit in der Dekoration und instrumentenbaulichen Details mit den Instrumenten Boos’ bzw. Mahrs lassen vermuten, dass Jeckel dort gearbeitet hatte, vielleicht aber erhielt er seine Kenntnisse in Frankfurt bei dem folgend beschriebenen Orgelmacher Philipp Ernst Wegmann, in dessen Werkstatt auch Johann Andres Mahr in seiner Gesellenzeit war.(Anmerkung: Vielen Dank an M. Günther für die Informationen bezüglich Jeckel.)
Weitere erhaltene Instrumente von Johann Christoph Jeckel u. Christian Jeckel:
- 1783 Clavier – Yale Collection of Musical Instruments, New Haven USA
- 1785 Clavier – Händelhaus, Halle an der Saale Deutschland
- 1785 Clavier – Kurpfälzisches Museum, Heidelberg Deutschland
- 1785 Clavier – Stadtarchiv der Stadt Worms, Worms Deutschland
- 1790 Bandlong – Metropolitan Museum, New York USA (klicken Sie hier)
Länge: | 142,3 cm |
Breite: | 49,5 cm |
Höhe: | 16,5 cm |
Umfang: | 4 ½ Oktaven (C - f3) |
Mechanik: | primitive Prellmechanik ohne Auslösung |
Pedale: | 4 Handregisterzüge unterhalb der Tastatur - Pantalon, Harfe, Fortepiano, Laute |
Signatur: |
„Dieses (r ?) Bandlong haben verfertigt Johann Christoph Jeckel, und dessen Sohn Christian Jeckel, beyde Bürger Orgel und Instrumentenmacher zu Worms den 19. August 1789.” |