Broderip & Wilkinson 1798
Informationen
Datum: | 1798 |
Herkunft: | London |
Seriennummer: | 450 gestempelt, Vorsatzbrett: 54 |
Dieses Tafelklavier ist ein Zeugnis aus der Epoche der Firma Longman & Broderip. Nach deren Bankrott und der Spaltung der beiden ehemaligen Geschäftsinhaber im Jahr 1795 gründete sich der Zweig der Firm Broderip & Wilkinson. Dieses Instrument ist ein frühes Zeugnis aus den Anfangsjahren der beiden neuen Geschäftspartner.
Das Tafelklavier zeigt sich in fast allen Details gleich wie Instrumente aus der Spätzeit der Firma Longman & Broderip. Der Korpus ist aus Mahagoni mit umlaufenden, mehrfarbigen Bandintarsien aus verschiedenen Hölzern und liegt auf einem Gestell mit Messingrollen. An den Seiten um das Gestell sind jeweils Messingapplikationen, die Schrauben des Gestells verdecken. Die Tasten sind mit Elfenbein und Ebenholz belegt. Interessant ist, dass die Elfenbeinbeläge qualitativ weniger hochwertig sind als bei Instrumenten der früheren Herstellungsperiode unter Longman & Broderip. Es ist anzunehmen, dass sich der damalige Lieferant für die Beläge änderte und/oder das Broderip & Wilkinson günstigere Materialien bezogen, um Kosten zu reduzieren. Es ist gesichert, dass Longman & Broderip ihre Instrumente in Fremdleistung bauen ließen bzw. diese von anderen namenhaften Instrumentenbauern aufkauften und dann mit ihrem Label versahen. Diese Praxis führten Broderip & Wilkinson fort. Dies wirft die spannende Frage auf, ob die Firma ihre Instrumentenbauer nun mit Bauteilen belieferten umso die Kosten zu senken? Weitere Recherchen zu diesem Punkt dauern aktuell an.
Das Tafelklavier verfügt weiterhin über zwei Registerzüge zur Dämpfungsaufhebung und Laute und ist zweichörig besaitet. Auf der linken inneren Seite befindet sich die gestempelte Seriennummer 450. Das Vorsatzbrett ist ebenfalls gestempelt mit der Nummer 54 und ist mit einer ovalen Kartusche aus Emaille verziert. Es trägt die Signatur:
„Broderip & Wilkinson
No. 13 Haymarket
London„
Bei der Mechanik handelt es sich um eine single action mit belederten Hämmerchen und Einzeldämpfern. Über der Mechanik und dem Resonanzboden befindet sich das originale dust-cover, welches mit dunkelgrüner Seide bespannt ist. Der Klaviaturumfang beträgt 5 Oktaven (FF – f3) und deckte alle zur damaligen Zeit erhältlichen Komposition ab.
Das Tafelklavier befand sich beim Kauf im absoluten Originalzustand und wurde nie überarbeitet oder verändert. Bei der Untersuchung des Instrumentes fand sich unter der Tastatur eine 1-Penny Münze aus dem Jahr 1863.
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George Wilkinson wurde am 5. November 1785 geboren. Nachdem er mit Francis Broderip eine Geschäftsbeziehung einging, kam seinen ältesten Bruder Charles Wilkinson 1805 hinzu. Nach dem Tod von Francis Broderip 1807 stellte er unter dem Namen Wilkinson & Co. Instrumente her. Am 23. September 1809 heiratete er Elizabeth Cecilia Mary Broadhurst. Im „Gentleman’s Magazine“ von 1809 findet sich die Hochzeitsmitteilung. Zusammen hatten sie 7 Kinder (Ann (1814 – 1814), Emma (1815 – 1889), Matilda (1817 – 1876), Oriana (1818 – 1853), Louisa (1820 – ?), Alfred Broadhurst Wilkinson (1822 – 1854), und Henry Broadhurst Wilkinson (1824 – ?).
1809 beauftragt Wilkinson Augustus Leukfeld und George Astor damit, nach William Southwells Patent (EN 3029, 1807) lizenzierte Klaviere herzustellen. 1810 verkaufte er das Verlagsgeschäft an Thomas Preston (1789 – 1834) und ging eine neue Geschäftsverbindung mit Robert Wornum (1780 – 1852) ein, nachdem er sich 12.000 Pfund von seinem Vater dafür geliehen hatte. Die Firma Wilkinson & Wornum stellte nun verbesserte aufrechte Klaviere her und die Fabrik und Ausstellungsräume befanden sich in der Nähe des Hanover Square in der Oxford Street 315 und der Princes Street 11. Das Lagerhaus und die Fabrik wurden 1812 durch einen Brand zerstört, wobei bis zu 70 Arbeiter entlassen wurden und Schulden über 16.500 Pfund hinterlassen wurden. 1813 löste sich die Partnerschaft auf und die Firma wurde Wilkinsons Vater übertragen, der die Schulden tilgte.
Gegen Ende des Jahres 1813 mietete sich Wilkinson ein Haus in der Howland Street 32 und gründete 1816 eine Klavierfabrik in der Oxford Street 315 und fügte Ausstellungsräume in der New Bond Street hinzu. Instrumente aus dieser Zeit wurden beispielsweise von Pleyel sehr gelobt.
Zusammen mit Ferdinand Hirschfeld ging er nach 1830 eine neue Partnerschaft ein. Beide stellten nun spezielle Kerzen her, die sie sich auch patentieren ließen. Allerdings endete diese Partnerschaft ebenfalls im Bankrott 1835.
1854 verließ George Wilkinson London und ging nach Milford Haven um der Cholera in London zu entgehen. Dort verstarb er 1855 an einem Schlaganfall.
Weitere erhaltene Instrumente von Broderip & Wilkinson:
- 1798 – 1807 Tafelklavier – Musikhistorisk Museum & Carl Claudius‘ Samling, Kopenhagen Dänemark
- 1798 – 1807 Tafelklavier – Geoff Watson, Barnard Castle, England
Länge: | 155 cm |
Breite: | 56 cm |
Höhe: | 22 cm |
Umfang: | 5 Oktaven (FF – f3) |
Mechanik: | Single Action mit Einzeldämpfern |
Pedale: | 2 Handregisterzüge - Dämpfung & Laute |
Signatur: |
"Broderip & Wilkinson No. 13 Haymarket London" |