Bland & Weller 1794
Informationen
Datum: | 1794 |
Herkunft: | London |
Seriennummer: | --- |
Ende des 18. Jahrhunderts gab es neben vielen Instrumentenbauern in London auch eine große Anzahl von Verlagsgeschäften, in denen mit Noten gehandelt wurde. Oft war die Kombination aus Instrumentenbauer und Verleger zu finden. Teilweise wurden auch Instrumente in Fremdarbeit bei namenhaften Klavierbauern in Auftrag gegeben und diese dann vom Musikaliengeschäft mit dem eigenen Namen versehen und dann verkauft. Zu einem dieser Verlagshäuser, die auch Instrumente unter dem eigenen Namen verkauften, gehörten Bland & Weller. Besonders interessant ist, dass es sich dabei um ein Musikaliengeschäft handelte, welches von einer Frau – Anne Bland – geführt wurde. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist sie einer der ersten Frauen in diesem Geschäft gewesen.
Das hier vorliegende Instrument wurde 1794 in London gebaut und ist ein Zeugnis der Zusammenarbeit von Anne Bland und E. Weller. Ob es sich bei E. Weller ebenfalls um eine Frau handelt ist bisher noch ungeklärt.
Der Korpus des Instrumentes und das passende originale Gestell sind aus Mahagoni und mit mehrfarbigen Intarsien verziert. Bei der Mechanik handelt es sich um eine Single Action mit Einzeldämpfern, doppelchöriger Saitenbezug und es gibt zwei Registerhebel für die Dämpfungsaufhebung und den Lautenzug. Die Untertasten sind mit Elfenbein und die Obertasten mit Ebenholz belegt. Das Vorsatzbrett ist mit Girlanden aus Intarsien verziert und in einer ovalen Kartusche signiert mit:
„Bland & Weller
No. 23 Oxford Street London.“
Weiterhin findet sich eine Signatur auf dem Unterboden mit Bleistift und dem Herstellungsjahr 1794. Interessant sind die Verzierungen an den Innenseiten der Klaviatur: Dort sind aus mehrfarbigen Intarsien jeweils links und rechts das heraldische Badge des Prinzen von Wales, symbolisiert durch drei Straußenfedern, eingelassen. Es ist anzunehmen, dass Bland & Weller damit eine gewisse Nähe zum Königshaus suggerieren wollten, um den Absatz des Geschäftes zu stärken. Bisher ist nicht bekannt, dass sie dieses Privileg besaßen das Königshaus zu beliefern. Bei anderen Klavierbauern wie beispielsweise Joseph Dale oder John Broadwood, die dieses Privileg innehatten, wurde dieses auf dem Vorsatzbrett mit erwähnt. Unabhängig davon ist auch anzunehmen, dass es Anne Bland als Frau nicht leicht hatte, sich in einer männlich dominierten Gesellschaft zu behaupten.
1784 gründete Anne Bland ihr Musikaliengeschäft in der Oxford Street in London und handelte mit Noten und Instrumenten. Ihr Geburtsdatum ist bislang nicht bekannt. Neben vielen bekannten Kompositionen von verschiedenen Komponisten gab sie ab circa 1790 eine jährliche Notensammlung mit Tänzen heraus.
1793 ging sie eine Partnerschaft mit E. Weller ein und die Firma wurde in Bland & Weller umbenannt. 1818 zog sie sich aus dem Geschäft zurück. Von 1819 bis 1821 lautet der in den Handelsverzeichnissen angegebene Name Weller & Co. Besonders die Kompositionen von James Hook (1746 – 1827) wurden ab 1793 bis mindestens 1800 veröffentlicht. Ebenfalls wurde die erste englische Ausgabe von drei Mozart-Klaviersonaten (KV 280, 282, 283) herausgegeben.
1805 erwarb die Firma von dem Komponisten, Musiker und Schriftsteller Charles Dibdin (1745 – 1814) die Urheberrechte von 360 seiner Lieder zusammen mit dem musikalischen Bestand aus seinem Verlagsgeschäft, welches er aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten aufgeben musste. Die Urheberrechte kauften sie zu einem Preis von £ 1.800 plus einer jährlichen Summe von £ 100 für die nächsten drei Jahre.
Weitere erhaltene Instrumente von Bland & Weller:
- 1792 – 1818 Tafelklavier – Japan/Tokyo: Musashino Academia Musicae, Museum of Musical Instruments, Tokio Japan
Länge: | 159 cm |
Breite: | 54 cm |
Höhe: | 33 cm |
Umfang: | 5 Oktaven (FF – f3) |
Mechanik: | Single Action mit Einzeldämpfern |
Pedale: | 2 Handregisterzüge - Dämpfung & Laute |
Signatur: |
"Bland & Weller No. 23 Oxford Street London." |