Augustus Leukfeld ca. 1803
Informationen
Datum: | 1803 |
Herkunft: | London |
Seriennummer: | 331 |
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erlebte London eine bemerkenswerte Blütezeit in der Klavierherstellung und Entwicklung. Diese Ära war geprägt von Innovationen, technischem Fortschritt und einem wachsenden Prestige der Londoner Klavierbauer in der Musikwelt. Die Klavierbauer dieser Zeit trugen entscheidend zur Entwicklung des Instruments bei und hinterließen einen bleibenden Einfluss auf die Musikgeschichte. London war neben Wien und Paris eines der Hauptzentren des Klavierbaus in der damaligen Zeit und viele Instrumentenbauer immigrierten nach England. So gab es eine Vielzahl an Klavierbauern in London. Neben den bekannten Instrumentenbauern und Firmen wie John Broadwood, William Stodart, Christopher Ganer oder Longman & Broderip gab es jedoch auch kleinere Manufakturen oder solche, die fast in Vergessenheit geraten waren, da nur wenige Instrumente produziert oder erhalten blieben sind. Ein Beispiel dafür stellt der Klavierbauer Ludwig Augustus Leukfeld dar, dessen Instrumente von absolut hoher Präzision und besonderer Eleganz gefertigt wurden.
Der Korpus des Tafelklavieres ist aus massivem Mahagoni gefertigt und reich mit eingelegten Zierbändern und ovalen Kartuschen auf der Tastaturklappe und in den Verlängerungen der Beine aus hellem Holz verziert. Die vorderen beiden Ecken sind abgerundet. Das Instrument steht auf vier gedrechselten Beinen und die Deckelklappe verfügt über zwei, mit Elfenbein verzierten Schlössern, wobei eines nur der Symmetrie wegen angebracht ist und keine Funktion besitzt. Bei geöffneter Deckelklappe sind jeweils links und rechts über den Saiten kunstvolle Laubsägearbeiten eingesetzt, die mit grüner Seide bespannt wurden.
Die Klaviatur verfügt über einen Umfang von 5 ½ Oktaven (FF – c4), die Untertasten sind mit Elfenbein und die Obertasten mit Ebenholz belegt. Das Tafelklavier ist zweichörig bespannt und hat eine Double Action. Die Hämmerchen sind mit Leder bezogen. Ein Pedal dient zur Dämpfungsaufhebung. Das Vorsatzbrett ist ebenfalls mit kunstvollen Laubsägearbeiten verziert und trägt in einer Kartusche die Signatur:
„Leukfeld
Piano Forte Maker
27
Tottenham Street
Fitzroy Square
London“
Das gesamte Instrument ist von hervorragender Qualität gefertigt und zeichnet sich durch handwerkliche Präzision, hochwertige Materialien und individuelle Gestaltungsmöglichkeiten aus.
Über Ludwig Augustus Leukfeld ist bisher nur wenig bekannt. Er ist ab circa 1790 als Klavierbauer nachweisbar und war bis 1810 tätig. Bis 1796 war er immer wieder für einige Zeit in einer Partnerschaft mit John Geib (1744 – 1818). Sein Nachfolger, der die Firma übernahm, war Thomas Holmyard, der bis 1841 nachweisbar ist. Es ist stark anzunehmen, dass Leukfeld in seiner späteren Schaffensperiode schon mit ihm eine Partnerschaft besaß bzw. Holmyard für ihn arbeitete. Die Fabrik war in der Tottenham Street No. 27 Fitzroy Square in London ansässig.
In der Sammlung des Britischen Museums in London befindet sich eine Trade Card des Unternehmens. Zu sehen sind das Fabrikgebäude und die Verkaufsräume. Im Vordergrund sieht man, wie Arbeiter ein Tafelklavier in einen Pferdewagen zur Auslieferung verladen. Schaut man sich das Instrument genau an, so kann man erkennen, dass es die gleiche Form und Einlegearbeiten hat, wie das hier vorgestellte Tafelklavier. Leukfelds Manufaktur war bekannt für die Produktion von exquisiten und eleganten Tafelklavieren, die wie dieses hier auch mit abgerundeten Ecken bestellbar waren. Weiterhin baute er Flügel, aufrechte Pianos, Harfen und Orgeln, von denen bisher keine als erhalten bekannt sind. Neben den Instrumenten produzierte er auch ovale Tische und Sideboards (ebenfalls auf dem Bild zu sehen) für die zahlungskräftige Londoner Aristokratie. Seine Instrumente und Möbel genossen den besten Ruf und waren von ausgezeichneter Qualität.
In „The Gentleman’s Magazine and Historical Chronicle from July to December 1810” (Band 108) und in “The Monthly Magazine or British Register” finden sich Eintragungen, dass Augustus Leukfeld 1810 verstarb (aus weiteren Bekanntmachungen in „The London Gazette“ wahrscheinlich um den 22. November 1810).
Weitere erhaltene Instrumente von Augustus Leukfeld:
- ca. 1805 (No. 334) – ehemals Sammlung Dr. Andreas Beurmann, Hamburg, Deutschland
- 1806 Tafelklavier (No. 530) – Monart Piano Collection, Colm O’Leary, Enniscorthy, County Wexford, Irland
Länge: | 163 cm |
Breite: | 58 cm |
Höhe: | 22 cm |
Umfang: | 5 ½ Oktaven (FF – c4) |
Mechanik: | Double Action |
Pedale: | 1 Pedal (Dämpfungsaufhebung) |
Signatur: |
"Leukfeld Piano Forte Maker 27 Tottenham Street Fitzroy Square London" |