August Kulmbach 1828 – 1835
Informationen
Datum: | 1828 - 1835 |
Herkunft: | Heilbronn |
Seriennummer: | 200 |
Im 19. Jahrhundert erlebte das Tafelklavier eine bemerkenswerte Verbreitung und Entwicklung. Diese Ära war geprägt von bedeutenden Veränderungen in der Musikinstrumentenbaukunst sowie einem wachsenden Interesse an musikalischer Kunst und Kultur. Das Fortepiano, das im 18. Jahrhundert als Nachfolger des Cembalos entstand, gewann im 19. Jahrhundert zunehmend an Beliebtheit. Es zeichnete sich durch seine dynamischen Möglichkeiten aus, die es den Musikern ermöglichten, Nuancen in der Lautstärke zu erzeugen. Dies war ein bedeutender Fortschritt im Vergleich zu seinen Vorgängern und trug zur Entstehung neuer musikalischer Stile bei. Der technologische Fortschritt im Klavierbau ermöglichte die Verbesserung der Klangqualität und die Einführung neuer Besonderheiten (Pedale, Klangveränderungen usw.).
Die wachsende bürgerliche Gesellschaft des 19. Jahrhunderts trug ebenfalls zur Popularität des Tafelklaviers bei. Musik wurde zu einem wichtigen Bestandteil des bürgerlichen Lebens, und das Klavier fand seinen Platz in vielen bürgerlichen Haushalten.
Das hier vorgestellte Tafelklavier stellt ein Zeugnis des deutschen Klavierbaus in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dar. Das Instrument wurde zwischen 1828 – 1835 in Heilbronn von dem deutschen Klavierbauer August Kulmbach gefertigt. Der Korpus und die dazu passenden originalen Beinen sind aus Kirschbaum gefertigt und mit Schellack lackiert. Die Lyra ist mit Bronzeapplikationen verziert und schwarz lackiert. Jeweils an den Seiten der Tastatur sind zwei Kerzenhalten mit Bronzetüllen befestigt. Hinter der Dämpfung befindet sich ein Staubboden, der mit einer Schraube fixiert wird. Das Notenpult lässt sich aufklappen und hat eine Fächerform. Die einzelnen Holzelemente des Fächers sind mit einem gelben Band verbunden. Diese Art des Notenpultes ist typisch für die Instrumente von Kulmbach.
Auf dem Vorsatzbrett befindet sich eine Kartusche aus Intarsien mit der Aufschrift:
„Aug. Kulmbach
in Heilbronn A/N“
Das Tafelklavier verfügt über einen Umfang von 6 Oktaven plus 2 Tasten (FF – g4) und hat eine Wiener Mechanik mit belederten Hämmern. Die Tasten sind mit Knochenplättchen belegt. Weiterhin verfügt das Instrument über 3 Pedale (Dämpfungsaufhebung, Moderato, Fagott). Es wurde in der Vergangenheit zwei Mal restauriert, wie ein eingeklebter Papierzettel im Inneren des Instrumentes zeigt (1980, 1990). Auf dem Korpusboden, unter der Mechanik, befindet sich handschriftlich die Seriennummer 200. Das Instrument befindet sich in spielbarem Zustand und überzeugt durch seine große Klangfülle und Leichtgängigkeit der Tastatur, die es zu einem perfekten Instrument der Klassik und frühen Romantik macht.
Das Tafelklavier wurde im Dezember 2023 über die Stadt Hilchenbach vermittelt, der ich an dieser Stelle herzlich danken möchte!
(Friedrich) August Kulmbach wurde 1803 geboren und entstammt einer Instrumentenbauerfamilie, die ab 1818 durch seinen Bruder (Martin Friedrich) Ludwig Kulmbach (1790 – 1855) begründet wurde. Ludwig Kulmbach wohnte in der Schelengasse 256 und unterhielt seine Werkstatt hinter der Nicolaikirche. Sein Bruder August Kulmbach arbeitete seit den ersten Jahren des Bestehens der Firma mit ihm zusammen. Gegen 1826/27 machte sich August Kulmbach selbständig und fertigte eigene Instrumente an. Gegen Mitte des Jahrhunderts übernahm Ludwigs Sohn Wilhelm Kulmbach (1833 – 1879) die Leitung der Kulmbacher Fabrik des Bruders. Wie lange August Kulmbach Instrumente produzierte ist bisher nicht bekannt. Er starb 1856.
Weitere erhaltene Instrumente von August Kulmbach:
- ca. 1835 Tafelklavier – Gemeentemuseum, Den Haag, Niederlande
Länge: | 165 cm |
Breite: | 78 cm |
Höhe: | 33 cm |
Umfang: | 6 Oktaven plus 2 Tasten (FF - g4) |
Mechanik: | Wiener Mechanik |
Pedale: | 3 Pedale – Dämpfungsaufhebung, Moderato, Fagott |
Signatur: |
"Aug. Kulmbach in Heilbronn A/N“ |