William Stodart ca. 1823 – Compensator Frame
Informationen
Datum: | 1823 |
Herkunft: | London |
Seriennummer: | 6551 |
Dieser seltene Hammerflügel ist einer der wenigen Modelle, die innerhalb der „Compensator – Frame“ Baureihe ein Sondermodell darstellt. Er besticht durch das ungewöhnliche Gestell. Bisher ist nur ein weiteres Modell in dieser Bauart bekannt – es ist ein baugleiches Instrument im Londoner Buckingham Palace, im Besitz der Königin von England.
Der Korpus, noch mit der eckigen Form und nicht hervorspringender Tastatur, ist aus Mahagoni und Palisander und mit Bronzen (stilisierte Medusaköpfe) verziert. Er steht auf 2 zentralen Füßen mit angedeuteten Säulen, in denen vorne die beiden Pedale integriert sind. Das Vorsatzbrett ist mit Messing intarsiert und signiert mit:
„Patent.
William Stodart
Maker
to His Majesty & the Royal Family
Golden Square
London“
Die Tastatur ist aus Elfenbein und Ebenholz gearbeitet, die Hämmer sind mit Leder bezogen, 3 chöriger Saitenbezug und das Instrument verfügt über eine Einzeldämpfung mit Dockenleiste. Der Flügel ist gradsaitig bespannt und verfügt über zwei hölzerne Pedale für die Dämpfungsaufhebung und due corde/una corda. Am Ende der Tastatur gibt es im rechten Backenklotz eingelassen einen kleinen Registerschalter. Dieser kann bei Betätigung die Mechanikverschiebung beim Treten des linken Pedals begrenzen, womit man zwischen due corde und una corda wechseln kann. Im Inneren befindet sich der „Compensation Frame”, der aus 10 Röhren besteht (7 aus Eisen, 3 aus Messing).
Der Klaviaturumfang beträgt 6 Oktaven + Quarte, CC – f4. Die Seriennummer (6551) ist auf der rechten Seite des Stimmstockes eingeprägt.
Dieser Hammerflügel besticht (im Vergleich zu dem Flügel von 1828 in der Sammlung) durch seine exquisite Verarbeitung, das ungewöhnlich gestaltet Gestell und die Größe des Flügels von etwas über 240 cm. Ein besonderes Augenmerk liegt auch auf der Signatur des Flügels. Hier signiert Stodart noch ohne seinen Sohn, hingegen bei dem Flügel von 1828 findet sich „& Son“ auf der Deckelklappe.
Die weitere Untersuchung zu dem Instrument dauert aktuell noch an.
Die Firma Stodart zählte Ende des 18. Jahrhunderts und bis ins frühe 19. Jahrhundert hinein neben Broadwood und Longman & Broderip zu den führenden und innovativsten Klavierbaufirmen in England.
Die Firma wurde um 1775/76 von Robert Stodart (1748 – 1831) in der Wardour Street gegründet.
Stodart war Lehrling bei Burkat Shudi und arbeitete in dessen Firma als Klavierstimmer.
Im Jahr 1777 erhielt er ein Patent für einen Schweller zur Veränderung der Lautstärke sowie ein Patent für eine Mechanik, um zwischen einer Klavier- und Cembalomechanik im gleichen Instrument umschalten zu können. Nachdem die Räumlichkeiten zu klein wurden, kaufte er das Nachbarhaus und erweiterte seine Werkstatt.
1787 trat sein Sohn William in die Firma ein. Instrumente aus dieser Zeit tragen die Signatur „Robertus Stodart et Co.“
Gleichwertiger Geschäftspartner wurde William Stodart um 1790 und vier Jahre später stieg sein Bruder Matthew in der Firma ein. Ab 1795 wurden die Instrumente mit der Aufschrift „Golden Square“ signiert. Robert Stodart zog sich um 1795/96 aus dem Geschäft zurück. Fortan führten die beiden Brüder das Geschäft weiter. Ab 1807 erhielt die Firma das Privileg, auch für das Könighaus Instrumente fertigen zu dürfen. Ab dieser Zeit wurden die Instrumente mit der Inschrift „Makers to Her Majesties and Royal Family“ signiert. (vgl.: Martha Novak Clinkscale: Makers of the Pianos, 1700-1820)
1820 erfanden die beiden Mitarbeiter William Allen und James Thom den so genannten „Compensation Frame“ – „Kompensationsrahmen“ für Flügel (patentiert am 15. Januar 1820; Patentnummer 4431). Diese neue Erfindung sollte bei Temperaturschwankungen dafür sorgen, dass das Instrument sich nicht verstimmte. So wurde eine Röhrenkonstruktion im Inneren des Instrumentes oberhalb der Saiten eingesetzt, die im gleichen Material wie die Saiten waren.
Stodart erwarb das Exklusivrecht zur Verwendung des Patentes in seinen Instrumenten von Allen und Thom und baute dieses dann in seine Flügel. Er produzierte zwei Modelle. Das teurere System hatte ein 10 Röhrensystem (und war mit einem größeren Klaviaturumfang und teureren Hölzern (meist Palisander) ausgestattet) und das günstigere System beinhaltete 6 Röhren (und umfasste gewöhnlich nur 6 Oktaven (FF – f4) und war nur in Mahagoni gestaltet). Auch gestaltete Stodart die Deckelklappen bei diesen Instrumenten immer sehr unterschiedlich. Beide Modelle konnten mit unterschiedlichen Deckelklappen bestellt werden (einfacher Verschluss mit Klappenbrett (wie bei den frühen Flügeln) oder mit einer gedrehten, nach hinten versenkbaren Klappe).
Weitere erhaltene Instrumente von William Stodart:
- 1821 / 1822 Hammerflügel (No. 6163) – Privatsammlung Christopher Bradshaw, London UK
Länge: | 240 cm |
Breite: | 120 cm |
Höhe: | 30 cm |
Umfang: | 6 Oktaven + Quarte, CC - f4 |
Mechanik: | Englische Mechanik |
Pedale: | 2 Pedale für Dämpfungsaufhebung und due corde – una corda |
Signatur: |
"Patent. William Stodart Maker to His Majesty & the Royal Family Golden Square London" |