Franz Xaver Christoph ca. 1780 – 1785
Informationen
Datum: | 1780 |
Herkunft: | Wien |
Seriennummer: | --- |
Dieser einzigartige und außergewöhnliche Hammerflügel gehört zu den frühen erhaltenen Hammerflügeln des 18. Jahrhunderts aus Wien. Wien war neben Paris und London eines der Zentren des Klavierbaus. Neben Anton Walter gehörte ebenfalls der der Orgel- und Klavierbaumeister Franz Xaver Christoph zu den besten Instrumentenbauern in Wien.
Dieser außergewöhnliche Hammerflügel ist im Rokokostil gehalten und hat verschiedene Rocaillenfelder mit reich bemalter floraler Malerei. Das Gehäuse ist flach ohne plastische Zierelemente. An der filigranen Gestellkonstruktion hat es Schnitzverzierungen an Zargen, die welche über fünf geschwungene Beine führen. Die fünf Beine sind 6 – 9 cm über dem Boden mit filigranen geschwungenen Fußstegen verbunden. In der Stegmitte hat es ein aufgesetztes ovales Zierelement, umrandet mit geschnitzten Akanthusblättern. Der aufklappbare dreiflüglige Deckel ist mit drei Scharnieren an der Korpusrückseite befestigt. Der Deckel selbst besteht aus sechs eingenuteten Füllungen, welche an der Innenseite leicht vertieft sind, und durch die erhöhten Friese wird die Fläche unterteilt; dies im Gegensatz zur Außenfläche, welche eine glatte Fläche bildet. Der Flügel war ursprünglich nicht bemalt und hatte keinen Gestellunterbau, sondern fünf Beine, welche in den Korpus geschraubt waren.
Bevor der Hammerflügel in zwei verschiedenen Stufen bemalt wurde, war die Oberfläche dunkelbraun behandelt.
- Fassung:
Rote Grundfarbe mit vergoldeten Bändern und Rankenornamenten am Korpus und Gestell.
- Fassung:
Über die rote Fassung kam eine Kreidegrundierung für die folgende Temperamalerei mit grüner Grundfarbe um die 15 vergoldeten Rocaillenfelder mit filigraner Binnenzeichnung. In den Felderflächen hat es florale Motive in bunter Farbgebung auf weißem Grundton. Der Deckel ist auf der Innenseite flächig grün gestrichen, in den sechs Feldern hat es analog außen florale Motive, welche in den zwei größten Feldern zusätzlich mit Linie und Akanthusranken umrandet werden. Über die Deckelfriese ziehen sich Blätterranken. Am grün gefassten Gestell ist die Schnitzverzierung in den verschiedenen Farbtönen Gelb, Rot, Blau und mit Vergoldung gefasst.
Die gesamte Bemalung und Verzierung ist von herausragender Qualität und mit höchstem künstlerischem Können gefertigt und wurde bei einem Restaurator für Malerei in der Schweiz museal wieder restauriert.
Der Flügel ist unsigniert aber zeigt in allen baulichen Details Merkmale, dass er eindeutig Franz Xaver Christoph zugeschrieben wird. Der Umfang beträgt 5 Oktaven (FF – f3) und die Tastatur ist aus Ebenholz und Knochen gefertigt. Das Instrument verfügt über eine Wiener Stoßzungenmechanik mit nach vorne gerichteten Hammerköpfen, Stiefeldämpfung und durchgehendem Steg. An den Tastenunterseiten befinden sich Messingkapseln mit Drahtösen (bei älteren Instrumenten sind diese Ösen aus Darmsaiten-Schlingen gefertigt). Ein Kniehebel dient zur Dämpfungsaufhebung und mittig über dem Vorsatzbrett gibt es einen Handregisterzug für einen Moderator.
Über Franz Xaver Christoph ist nur wenig bekannt. Er wurde 1733 in Wien geboren und am 1. Dezember 1733 getauft. Er zählt heute zu den besten Orgel- und Klavierbauern in Österreich im 18. Jahrhundert. Er war der Sohn eines aus der Oberpfalz stammenden kaiserlichen Reitknechtes. Es ist anzunehmen, dass er einen Teil seiner Ausbildung im Ausland verbracht hat. Seine erste nachweislich gebaute Orgel stammt von 1768. Es ist die Orgel der Pfarrkirche Oberlaa/Wien.
1776 legte er den Bürgereid in Wien ab. Im gleichen Jahr wurde einer seiner bedeutendsten barocken Orgeln fertig gestellt, die Orgel in der Wallfahrtskirche Sonntagberg bei Ybbs. Sein Geschäft befand sich Auf der Wieden Nr. 59 in Wien. In den Jahren zwischen 1777 bis 1793 bezog er Geld für Wartung der Orgeln im Stephans Dom in Wien. 1784/85 übernahm er Reparaturen an der Füchsel-Baldachin-Orgel. In den Jahren 1785 bis 1788 betreute er die Orgel in der Wiender Michaeliskirche, die auch von ihm 1785 renoviert wurde. Sein Schüler war Ignaz Kober (1755 – 1813). Er gilt auch als Vollender der stilistischen Arbeit Christophs. Am 18. April 1793 starb Franz Xaver Christoph in Windmühle. Nach seinem Tod übernahm der aus Pressburg stammende Franz Hubert (um 1770 – 1810) das Geschäft, nachdem er Christophs zweite Ehefrau Cäcilie Geill (1751 – 1807) geheiratet hatte.
Weitere Forschungen zu dem Instrument dauern aktuell noch an!
Weitere erhaltene Instrumente von Franz Xaver Christoph:
- 1785/90 Kombinationsinstrument Orgel & Tafelklavier – Kunsthistorisches Museum, Sammlung alter Musikinstrumente, Wien, Österreich (klick hier)
- 1790 Tafelklavier –Muzej za umjetnost i obrt, Zagre, Kroatien
Länge: | 205 cm |
Breite: | 104,5 cm |
Höhe: | 24,5 cm |
Umfang: | 5 Oktaven (FF – f3) |
Mechanik: | Wiener Stoßzungenmechanik mit nach vorne gerichteten Hammerköpfen |
Pedale: | 1 Kniehebel (Dämpfungsaufhebung), 1 Registerzug (Moderator) |
Signatur: | --- |