Cabinet Piano John Broadwood and Sons ca. 1820
Informationen

Datum: | 1820 |
Herkunft: | London |
Seriennummer: | 2652 |
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erlebte die Klavierbaukunst in England eine Phase bedeutender Innovationen und stilistischer Entwicklungen. Eines der markantesten und imposantesten Instrumente dieser Zeit war das Cabinet Piano, eine Bauform, die sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmender Beliebtheit erfreute und seine Blütezeit in den 1820er und 1830er Jahre erlebte.
Das Cabinet Piano war eine aufrechte Klavierbauweise mit einem hohen, oft kunstvoll verzierten Gehäuse mit aufwendigen Holzintarsien, gedrechselten Säulen und eleganten Verzierungen, die sich in die Wohnräume des gehobenen Bürgertums einfügten. Im Gegensatz zu den kleineren Tafelklavieren bot es einen kräftigeren Klang und eine größere Saitenlänge, ohne so viel Platz wie ein Flügel zu beanspruchen. Der hohe Resonanzboden und die aufrechte Bauweise ermöglichten eine größere Saitenspannung, wodurch Cabinet Pianos ein volleres Klangvolumen als frühere Hausinstrumente erreichten. Ihre Popularität hielt bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts an, wurde jedoch schließlich durch das Cottage Piano, eine kompaktere und praktischere Variante des aufrechten Klaviers, verdrängt.
Das hier vorgestellte Instrument wurde um 1820 von John Broadwood and Sons in London gefertigt. Der Korpus besteht aus massivem Mahagoni und ist reich mit kunstvollen Messingapplikationen verziert, während die Frontpartie mit der original erhaltenen, gelben Seide bespannt ist. Stilistisch folgt das Instrument der Ästhetik des Regency-Stils, der sich durch elegante, klare Linienführung und aufwendige dekorative Elemente auszeichnet.
Die Untertasten sind mit Elfenbein und die Obertasten mit Ebenholz belegt. Das Instrument verfügt über zwei hölzerne Pedale (Dämpfungsaufhebung und una corda).
Die Hämmerchen sind mit Leder bezogen und das Instrument ist zweichörig besaitet. Bei der Mechanik handelt es sich um die englische double action mit Abstrakten.
Das Vorsatzbrett ist mit Messingintarsien verziert und trägt die Signatur:
„John Broadwood and Sons. / Makers to his Majesty and the Princesses /
Great Pulteney Street Golden Square
London „

Cabinet Piano J. Broadwood and Sons,ca. 1820 – Eric Feller Collection (Signatur Vorsatzbrett)
Die Seriennummer lautet: 2652. Die Stimmwirbel befinden sich oben. Unter der Tastatur befinden sich zwei kleine Fächer, die mit Türen verschlossen werden können. Beidseitig oberhalb der Tastatur befinden sich versenkbare Halterungen zur Aufnahme von Kerzenleuchtern, die bei Bedarf ausgefahren werden können. Das Instrument zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Eleganz aus und überzeugt klanglich durch eine warme, volltönende Resonanz.
John Broadwood wurde am 6. Oktober 1732 in Oldhamstocks in der Nähe von Cockburnspath in Schottland geboren. Er erlernte den Beruf des Möbeltischlers wie schon sein Vater zuvor.
Im Jahr 1761 begann er bei Burkat Shudi (1702 – 1773) in London zu arbeiten und wurde 1770 sein Geschäftspartner. 1771 eröffnete er sein eigenes Geschäft in der Great Pulteney Street in London. John Broadwood heiratete 1769 Burkat Shudis Tochter Barbara in erster Ehe und hatte mit ihr vier Kinder. Nach dem frühen Tode (1776) seiner Frau heiratete er in zweiter Ehe 1781 Mary Kitson und hatte mit ihr sechs Kinder.
Er starb am 17. Juli 1812 in London.
Weitere erhaltene Cabinet Pianos von John Broadwood and Sons:
- 1827/28 Cabinet Piano (No. 3538) – Gemeentemuseum, Den Haag Niederlande
- 1828/29 Cabinet Piano (No. 4042) – Metropolitan Museum of Art, New York USA

Cabinet Piano J. Broadwood and Sons,ca. 1820 – Eric Feller Collection
Länge: | --- |
Breite: | 116,5 cm |
Höhe: | 182 cm |
Umfang: | 6 Oktaven (CC – c4) |
Mechanik: | Double Action mit Abstrakten |
Pedale: | 2 Pedale (Dämpfungsaufhebung, una corda) |
Signatur: |
"John Broadwood and Sons. / Makers to his Majesty and the Princesses / Great Pulteney Street Golden Square London " |