Friedrich Hoxa 1839
Informationen
Datum: | 1839 |
Herkunft: | Wien |
Seriennummer: |
Friedrich Hoxa gehörte zu den bedeutendsten Klavierbauern im 19. Jahrhundert. Leider sind nur wenige Instrumente von ihm bisher erhalten geblieben. Bezeichnend für seine Instrumente sind die exquisite Verarbeitung, der Klang und der stetige Erfindungsreichtum Hoxas, der sich in mehreren innovativen Patenten zur Weiterentwicklung des Klavierbaus findet. Im 19. Jahrhundert waren seine Instrumente in Europa sehr geschätzt und wurden besonders in die Türkei oder nach Ägypten verschifft, wo er sich einen großen Kundenkreis erschlossen hatte. Aber auch bedeutende Künstler wie beispielsweise Franz Liszt (1811 – 1886) spielten Instrumente aus seiner Werkstatt.
Der Hammerflügel wurde um 1839 gebaut und zeigt noch die eckige Form. Zu der damaligen Zeit waren Metallspreizen und metallene Anhangplatten zur Verstärkung des Gehäuses bereits gängig, welche dieser Flügel nicht aufweist. Er ist noch nach der traditionellen Bauweise komplett aus Holz gebaut. Der Korpus ist aus Nussbaum und steht auf drei Balusterbeinen. Die Tastatur ist aus Elfenbein und Ebenholz gearbeitet und ist nicht hervorstehend. Die Hämmer sind mit Leder bezogen und der Flügel verfügt über eine Stiefeldämpfung. Bei der Mechanik handelt es sich um eine Wiener Mechanik, Gradsaiter mit geteiltem Steg und zwei Pedale (Dämpfungsaufhebung und una corda). Der Umfang beträgt 6 Oktaven + Quinte (CC – g4). Über den Saiten befand sich ein zweiter Resonanzboden (ähnlich den Staub/Resonanzböden bei französischen Flügeln oder englischen frühen Tafelklavieren) der fehlte. Hoxa erhielt dafür 1826 ein Patent, bei dem auch noch ein weiterer Resonanzboden freischwingend unter den Saiten angebracht war. Interessant ist, dass sich viele Instrumentenbauer der damaligen Zeit damit beschäftigten.
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Das Vorsatzbrett ist signiert mit:
„F. Hoxa
in
Wien
Silberne Medaille Ausstellung 1839“
Weiterhin gibt es eine zweite Signatur, die auf einem eingeklebten Papierschild auf dem Resonanzboden zu finden ist:
„Johann Gugl
Klavier – Verkauf
Leih – Etablissement
Hauptgeschäft
Wien“
Diese Signatur stammt von dem im 19. Jahrhundert sehr geschäftigen Johann Gugl, der ein Instrumentengeschäft am Bauernmarkt Nr. 588 im Innern des Gundelhofes in Wien betrieb.
Friedrich Hoxa wurde 1793 geboren (das Geburtsdatum gilt jedoch noch nicht als gesichert) und es wird vermutet, dass er böhmischer Abstammung war. 1824 erhielt er das Bürgerrecht der Stadt Wien und die amtliche Erlaubnis, als Klavierbauer arbeiten zu dürfen. Im April 1826 erhielt er ein fünfjähriges Privileg und Patent für die Erfindung eines Flügels mit doppeltem Resonanzboden, einer über und einer unter den Saiten. Im Jahr 1828 trafen ihn schwere Schicksalsschläge: Seine Frau Aloysia Teschmayer (geboren 1785 in Wien) verstarb am 19. Mai und sein Sohn Rudolph (geboren 1826) am 8. August 1828. Sie hinterließ ihm zwei weitere Kinder: Karolina (geboren 1819) und Friedrich (geboren 1821), die jedoch in den Folgejahren ebenfalls verstarben. Zu dieser Zeit lebte die Familie im Altlerchenfeld Nr. 73. Ab 1825 hatte er das Amt des Präsidenten der „Korporation der Klavierbaumeister Wien“ inne. In dieser Position wurde er sehr geschätzt. Er setzte sich sehr dafür ein, dass nur anerkannte Klavierbauer mit Privileg und Bürgerrecht der Stadt Wien Instrumente bauen sollten. In einem Artikel vom 12.3.1843 in der Vereinigten Ofner-Pester-Zeitung sprach er sich zusammen mit Anton Tomaschek (1806 – 1860) dafür offen aus.
Für sein Engagement wurde Hoxa hoch gelobt und so erschien in der Zeitschrift „Der Wanderer“ am 8.3.1845 ein Artikel über eine öffentliche Ehrung seiner Arbeit.
Bei der Dritten Allgemeinen Österreichische Gewerbeausstellung in Wien im Jahre 1845 werden die Instrumente Hoxas hoch gelobt und er erhielt die Goldmedaille als Auszeichnung für seine Arbeiten.
Interessant an dem Bericht ist die Aussage, dass Hoxas Absatz von Instrumenten größtenteils ins ferne Ausland nach Konstantinopel (heute Istanbul), Smyrna (heute Izmir) oder nach Ägypten ging. Mit großer Wahrscheinlichkeit waren seine innovativen Neuerungen im Klavierbau durch metallene Rahmen, Anhangplatten und Spreizen der Grund, warum seine Instrumente besonders in diesen warmen klimatischen Breitengraden so erfolgreich waren.
1851 stellte Hoxa in der Londoner Ausstellung einen Flügel mit 7 Oktaven aus, der aus ungarischer Pappel mit Metallstreben und einer Messingsaitenplatte gefertigt war. Vermutlich starb Friedrich Hoxa um 1858 – ein genaues Datum ist bislang nicht gesichert.
Weitere erhaltene Hammerflügel von Friedrich Hoxa:
- ca. 1830 Hammerflügel – Conservatorio di Musica Perugia, Italien
- 1840/44 Hammerflügel – Technisches Museum Wien, Österreich
Länge: | 240 cm |
Breite: | 130 cm |
Höhe: | 35 cm |
Umfang: | 6 Oktaven + Quinte (CC - g4) |
Mechanik: | Wiener Mechanik mit Stiefeldämpfung |
Pedale: | 2 Pedale (Dämpfungsaufhebung & una corda) |
Signatur: |
„F. Hoxa in Wien Silberne Medaille Ausstellung 1839“ Signatur auf dem Resonanzboden: „Johann Gugl Klavier – Verkauf Leih – Etablissement Hauptgeschäft Wien“ |